Bodypositivity. Ein Wort, um das man seit einigen Monaten gar nicht mehr herum kommt und das ich lange Zeit nicht verstand. Zu Beginn habe ich es vielmehr als eine Ausrede kurviger Frauen gesehen. Es hat seine Zeit gebraucht, aber ich bin der Meinung, dass ich es nun verstanden habe. Ich habe verstanden, dass es um ein positives Körper- sowie Selbstwertgefühl geht und das nicht nur für Menschen mit ein paar Röllchen mehr, sondern auch für jeden Skinny-Fanatiker oder Bodybuilder. Es geht schlichtweg darum, dass jeder das Wort „Schönheit“ für sich definiert und sich selbst lieben lernt. So wie er/sie ist. Doch manche Menschen können sich einfach nicht so lieben, wie sie sind. Und hier komme ich ins Spiel. Ich musste meinen Körper erst verändern, um eine Ahnung davon zu bekommen, was Bodypositivity überhaupt bedeutet.

Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die Damen auf Webeplakaten kein Gramm Fett hatten, wo 90-60-90 der Maßstab einer jeden Frau war und Kate Moss mit ihrem atemberaubenden Look die Laufstege regierte. Ich bin als Teenager und junge Erwachsene damit groß geworden, dass der erste Blick meines Gegenübers zuerst auf meine Brust wanderte und nicht in mein Gesicht. Ein Umstand, der mich jahrelang an mir und meinem Körperbild zweifeln ließ.

Die Natur und die Gene mütterlicherseits haben mir eine große Brust geschenkt. Aber um ehrlich zu sein: Ein C-Körbchen hätte es auch getan. So wie bei meinen wunderschönen Freundinnen. Als hätten sie das Barbie Traumhaus mit der Gymnastik-Barbie erhalten und ich nur die Steffi LOVE, die nichts weiter als ein billiger Abklatsch war. Höchst frustrierend. Besonders dann, wenn wir ausgingen und die Mädchen so tolle Oberteile oder Kleider trugen, dass ich neidisch war. Ich liebe meine Freundinnen, aber auch liebe ich die Mode. Für ein tolles Kleidungsstück würde ich sterben. Umso enttäuschter war ich, wenn ich mir großartige Fashionpieces nur im Katalog, am Kleiderbügel oder Körper anderer anschauen durfte. Habe ich es gewagt, das Kleidungsstück doch anzuprobieren, war ich noch frustrierter als zuvor und bin wieder in meine Oversize-Pullover und hochgeschlossenen Shirts geflüchtet. Mein Kleidungsstil war mehr ein Mittel zum Zweck. Es war mein Schutzschild. Meine Mauer vor Blicken, Kommentaren oder jeglicher Art von Aufmerksamkeit. Ich war nie ein Mensch, der sich durch ein großes Dekolleté definieren wollte. Ich bin mehr als das. Mehr als ein „Wahnsinns Vorbau“ oder „Hammer Teile“. Auch das Wort „Melone“ fiel dann und wann. Ich esse zwar für mein Leben gerne Wassermelone, aber dennoch möchte ich nicht, dass ich oder eine meiner Körperregionen so betitelt wird. Es ist verletzend. Wahnsinnig verletzend. Es schien mir fast so, als reduzierte man meine Person auf ein Körperteil, mit dem ich mich selbst niemals identifizierte. 

Letztendlich gab es für mich nur einen Weg: Die Veränderung. Ein zweistündiger Eingriff machte mich zu dem, was ich in Bezug auf meinen Körper immer sein wollte: glücklich. Dieses Gefühl, den Körper mit seinem Inneren zu vereinen, gleicht für mich der Vollkommenheit. Ich bin zufrieden, bin angekommen und begreife was es bedeutet, seinen Köper zu lieben. Dabei ist es egal, ob man einen Sixpack, Dehnungsstreifen oder eben ein paar Kilos zu viel auf den Rippen hat. Schönheit ist, wenn man sich selbst so fühlt. Wenn man den Mut beweist, seinen ganz persönlichen Weg zum Glück zu finden und sich nicht durch andere definieren lässt. Sei schön und strahle von innen. Sei wild, atemberaubend und fernab von 0815. Sei einfach ganz Du selbst.