Wenn ich als Kind hingefallen bin und meine Oma mich mit den Worten „Ach Julchen, bis zu Deiner Hochzeit ist alles wieder gut“ getröstet hat, kam mir das utopisch vor. Hochzeit, ich? Das ist ja noch Trillionen von Jahren hin! Und jetzt stehe ich hier mit knackigen 25 und stelle fest „Hm, so lange ist es gar nicht mehr“. Als 10-jährige dachte ich, dass ich in diesem Alter schon längst verheiratet sei und kurz vor dem Hausbau mit drei Kindern im Schlepptau stünde. Weit gefehlt. Es ist zwar nicht so, dass ich gar nichts vorzuweisen hätte, denn allein wegen meines Staubsaugroboters Günni bin ich eine richtig gute Partie – sagt zumindest Mama, aber das große Ganze lässt irgendwie auf sich warten. Auf einmal sehe ich, dass das mit der Hochzeit in gar nicht mehr so weiter Ferne liegt und dennoch meilenweit entfernt ist. Meine Schwester ist 28 und heiratet nächstes Jahr. Dann ist sie noch immer 28. Ergibt für mich ungefähr T-3 Jahre. Überhaupt kein Druck für mich. Auch nicht, wenn meine Oma mich fragt, ob ich denn mittlerweile einen „kleinen Freund“ hätte. Nein Oma, ich habe keinen „kleinen Freund“. Auch keinen großen, mini oder mittelkleinen Freund. Es gibt einfach nur mich – und das ist eigentlich auch ganz gut so. Ich kann mich einfach an einem Freitagabend in einem nicht vorzeigbaren Outfit auf den Balkon setzen, schreiben und währenddessen Müsli essen. Ich muss mit niemanden darüber diskutieren welche Serie als nächstes angeschaut wird oder warum ich mir die Klamotte kaufen möchte, die meinem Partner so gar nicht gefällt. Been there, done that.

Aber dann gibt es auch diese fiesen Sonntage, an denen einem das eigene Bett wie der Pazifische Ozean vorkommt und ich mich inmitten der Wassermassen befinde. Dann fühle ich mich vollkommen alleine, wie bei Open Water eins und zwei. Nur ohne Haie – immerhin. Am Anfang plansche ich noch fröhlich vor mir her und erfreue mich daran so viel Platz für mich zu haben. Aber irgendwann spült mir der Ozean das Salzwasser in die Augen und ich habe keine Puste mehr. Panisch schwimme ich nach rechts und links ohne den ersehnten Rettungsring zu finden. In diesen Momenten rufe ich mir ins Gedächtnis, dass ich mich einfach nur auf den Rücken legen und mich treiben lassen muss. Ich erinnere mich schlichtweg daran, dass ich die beste Beziehung meines Lebens bereits seit 25 Jahren führe. Und das ist die mit mir selbst. Es ist die einzige an der ich ernsthaft arbeiten sollte, um glücklich zu sein. Um mir das zu bescheren, was bislang niemand geschafft hat: vollkommene Zufriedenheit. So viele wunderbare Dinge sind passiert und werden noch geschehen, weil ich die Dinge in die Hand genommen habe und auf mich selbst gesetzt habe. Selbstverständlich hatte ich meine Familie und Freunde in Form von Cheerleadern an meiner Seite, aber durchgezogen habe ich die Dinge selbst. Ich habe gelacht und geliebt, bin auf den Hintern gefallen, habe an überdimensionalen Mohrrüben geknabbert, bin im Selbstmitleid versunken, um letztendlich doch nur wieder weiterzumachen und daran zu wachsen. Letztendlich sollten wir aufhören uns durch andere Personen zu definieren und anfangen wir selbst zu sein. Dann sind wir am schönsten. Dann sind wir ehrlich, liebenswert, mutig und vor allem aber eines: glücklich.

Und so komme ich zu dem Schluss, dass ich mich einfach selbst heiraten werde oder mit 40 meinen besten Freund. Egal wie es sein wird: Oma wird’s freuen.