25 ist ein denkwürdiges Alter. Finde ich zumindest. Alles ist möglich und doch hat das Leben schon eine konkretere Richtung genommen. Es ist der schmale Grad zwischen Fusel und einer teuren Flasche Rotwein. Zwischen Selbstbestimmung und dem Rat deiner Eltern. Es ist eine gewisse Zerrissenheit und das Bewusstsein, dass man langsam „groß“ wird. Während ich mit 19/20 unbedingt von allen gemocht werden wollte und mir deswegen kein Handstand oder Drahtseilakt zu schwer war, merke ich, dass mir mittlerweile eines noch viel wichtiger ist: Mein persönliches Glück. Ich mache keine Kompromisse mehr, sondern verlange nach dem, was ich wirklich will. Es fängt bei einem Gericht, das ich im Restaurant zurückgehen lasse, an – und hört bei meinem beruflichen Werdegang wieder auf. Gleichzeitig stelle ich aber auch einen Widerspruch fest: Umso älter ich werde, desto mutiger bin ich. Bislang hatte ich eigentlich den Eindruck, dass man vielmehr in den jüngeren Jahren wagemutig ist und Fünfe mal grade sein lässt. Aber ich war schon immer ein Sicherheitsliebhaber. Besser auf das Altbewährte und Vertraute setzen, als mich in etwas Unbekanntes zu stürzen und dann total zu verkacken. Mit den Jahren konnte ich mir eine gewisse Sicherheitsgrundlage aufbauen, sei es im finanziellen oder mentalen Sinne. Durch meine Erfahrungen habe ich gelernt, dass ich mir selbst vertrauen kann und auch mal was wagen muss, damit es gut wird. Und nicht nur so nen bisschen gut, sondern so richtig Ringelpietz-mit-anfassen-gut.
Nicht zuletzt geben mir meine Lieblingsmenschen die wohl größte Sicherheit: Sie sind mein Fels in der Brandung, das Konterbier am Morgen und mein ganz persönlicher JARVIS. Durch sie fühle ich mich wie der mutigste Mensch der Welt. Mit den Jahren habe ich ganz einfach gelernt, auch mal couragiert zu sein und das einzufordern, was ich verdiene – und möchte. Meine Träume nicht auf die lange Bank schieben, sondern in die Hand nehmen. Gleichzeitig habe ich ebenso den Mut gefasst, auch mal Fehler zu machen. Denn seit mehreren Jahren lasse ich Fettnäpfchen niemals unangetastet. Aber manchmal mache ich auch diese derben Fehler, nach denen ich knietief in der Kacke stehe. Das ist dann, im wahrsten Sinne des Wortes, scheiße. Doch letztendlich habe ich dadurch die Erkenntnis erlangt, dass am Ende immer wieder alles gut wird. Dann hat zwar das eigene Herz gelitten und vielleicht auch das einer anderen Person, aber schließlich es ist ein Superhelden-Organ, das sich selbst wieder heilen kann – man muss nur genügend Ben & Jerry’s Eis verdrücken. Deshalb bin ich wagemutig geworden. Ich fange an mich in kniffligen Küren auf dem Schwebebalken zu versuchen und gestalte meine Zukunft so, wie ich es will. Zum ersten Mal in meinem Leben sind die Ungewissheit und ich dicke Kumpel. Wir sind per du, respektieren uns und tapsen gemeinsam – mit Ernst im Arm – auf unbekanntes Terrain. Nach langer Zeit habe ich gelernt, dass ich mich auf mich selbst und auf meine Lieblingsmenschen verlassen kann. Dass Wagemut nicht weh tut und ich jeden Tag Iron Man sein kann – ich muss es nur wollen.