Auch wenn die Einsicht hart ist – wir Girls können nicht immer Superhelden sein. Vor allem in Bezug auf Männer. Diesbezüglich bin ich der lahme Sidekick, für den sich niemand interessiert. Letzten Sommer war das der Fall. Wegen meines großen Herzwehs habe ich die meiste Zeit in meinem Bett verbracht und rollte mich von links nach rechts. Aber das machte die Situation auch nicht besser. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich von meiner puren Existenz genervt war. Ich brauchte einen Superhelden-Booster und fand ihn in Form von Limonade. Genau gesagt in Beyoncés Album „Lemonade“. Der Song „Sorry“ war für mich zum damaligen Zeitpunkt der Heilige Gral, eine Offenbarung, mein Superhelden-Elixier. Ein Lied aus dem ich neue Kräfte ziehen konnte und durch den ich meinem verschriebenes Sidekick-Leben „Lebewohl“ sagte. Es ist vielleicht naiv, einem einzigen Song so viel Gewicht zu zollen und ihn als „lebensverändernd“ zu deklarieren, aber ich fühlte jede einzelne Zeile. Mit Kopfhörern tanzte ich durch die Wohnung, sang mit meiner Mitbewohnerin den ganzen Text mit und streckte meinen Mittelfinger so hoch ich nur konnte.
Middle fingers up, put them hands high. Wave it in his face, tell him, boy, bye. Tell him, boy, bye, middle fingers up. I ain’t thinking ´bout you.
Mit jedem Beat wurde ich wieder ein Stück mehr Ich selbst. Was ich damit sagen möchte: Sicherlich hatte auch eine Beyoncé schon einmal Herzweh und konnte sich selbst eher so semi-gut leiden. Aber Queen B holt einfach ihren Baseballschläger raus, zerstört ein paar Autos und lässt am Ende doch die Hüften kreisen, weil sie ein Ventil gefunden hat. Wir sollten alle dieses Ventil für uns finden und uns bei Herzschmerz nicht im Bett verkriechen, sondern einfach mal einen fett auf Queen B machen: Girls, geht da raus und seid fabelhaft. Streckt den Mittelfinger gen Himmel und seid ihr selbst.
Now you want to say you’re sorry. Now you want to call me crying. Now you gotta see me wilding. Now I’m the one that’s lying and I don’t feel bad about it. It’s exactly what you get stop interrupting my grinding. I ain’t thinking ´bout you.